Wirtschaften für den Menschen

Zukunftsakademie informierte über Solidarische Ökonomie

Von Ute Janßen

Bad Hersfeld. Gibt es Alternativen zu unserem gegenwärtigen Wirtschaftssystem, die es uns erlauben eine „lebensdienliche Ökonomie“ zu entwickeln? Und ist das Nachdenken über Veränderungen unseres konsum- und wettbewerbsorientierten Systems nur etwas für Utopisten oder gibt es schon heute, vielleicht sogar direkt vor unserer Nase, auch für den einzelnen Verbraucher Möglichkeiten, umwelt- und klimabewusster zu leben und dabei sowohl den Genuss als auch das Auskommen der Produzenten nicht außer Acht zu lassen? Diese Fragen standen im Mittelpunkt des Zukunftsforums, zu dem die Zukunftsakademie Hersfeld-Rotenburg interessierte Verbraucher und Vertreter von Betrieben aus der Region eingeladen hatte. Rund 100 Interessierte füllten die Plätze im Veranstaltungssaal des Buchcafés und nutzten die Gelegenheit, an den Ständen der Anbieter Fragen zu stellen und sich mithilfe angebotener Kostproben von der Qualität der Produkte zu überzeugen.

„Solidarische Ökonomie“ – dieser abstrakt klingende Begriff füllte sich dabei schnell mit Leben. Schon jetzt gibt es in unserer Region eine Vielzahl von Betrieben, die nach den Prinzipien dieser Idee wirtschaften, die Norbert Bernholt von der Akademie Solidarische Ökonomie aus Lüneburg in seinem Eingangsimpuls herausstrich: Zusammenarbeit zum Wohl der Gemeinschaft, Selbstorganisation, Freiwilligkeit und Demokratie. Es gehe nicht nur darum, den Konsum selbst zu verändern, so Bernholt, sondern ein Gegengewicht zum Trend der Individualisierung zu schaffen und zur Erhaltung der Natur und zur Schonung der Ressourcen beizutragen. Konkrete Beispiele boten auch der Filmbeitrag über einen Schülerworkshop zur Solidarischen Ökonomie in Imshausen und der Impuls von Johannes Kaysser vom Imshäuser Tannenhof, der sich zum Ziel gesetzt hat, seinen landwirtschaftlichen Betrieb in absehbarer Zeit nur noch mithilfe von Zugpferden zu bewirtschaften und hochwertiges Brot aus einem solidarischen Backhaus anzubieten.

Wie groß die Vielfalt schon heute ist, zeigte sich beim „Markt der Möglichkeiten“, der den Interessierten weitere Anbieter vorstellte: Der Kirchhof in Oberellenbach stellte seine Käse- und Milchprodukte vor, Dörte Hufmann erläuterte das Konzept ihrer ebenfalls in Oberellenbach ansässigen Solidarischen Landwirtschaft, bei dem Käufer regelmäßig mit Ernteanteilen aus dem Gemüseanbau beliefert werden und am Stand „Berglandkräuter“ aus Braunhausen war hautnah zu erleben, dass hochwertige Kräuter als Tee und Gewürz nicht nur gut schmecken, sondern auch wohltuend duften. Bei der Ölmanufaktur aus Bad Hersfeld konnten Ausgangs- und Endprodukte bestaunt werden, die Energiegenossenschaft Waldhessen zeigte, dass der Einstieg in eine dezentrale Energie-Erzeugung keine Utopie sein muss und der Weltladen zeigte, dass qualitativ hochwertige Produkte auch weltweit fair gehandelt werden können. Am Stand des Kasseler Vereins zur Förderung der Solidarischen Ökonomie betonte Barbara Schweitzer, dass gerade Bildungsarbeit zu den wesentlichen Faktoren einer nachhaltigen Veränderung gehört.

Am Ende eines intensiven Abends zogen die Vertreter der Zukunftsakademie und Moderatorin Ellen Ehring das Fazit, dass es offensichtlich großes Interesse am Thema gibt, dass es aber in Bezug auf Vernetzung und Information weiterhin viel Bedarf gibt, für dessen Befriedigung sich auch die Zukunftsakademie weiter einsetzen möchte.

An den Ständen der verschiedenen Anbieter gab es nicht nur „trockene“ Informationen, sondern, so wie hier bei Anette Herbst von der Ölmanufaktur Waldhessen (rechts) auch eine Vielzahl an Produkten zum Anschauen und Probieren.

Weiter Informationen zur Veranstaltung finden sie hier:Diese Datei herunterladen (Einladung zum Zukunftsforum.pdf) Einladung zum Zukunftsforum.pdf