„Ich bin das noch“ –
Zukunftsakademie veranstaltete Forum und Kabarett
zum Thema Demenz
Wenn die Kabarettistin Petra Afonin im umgestalteten Altarraum der gut besuchten Bad Hersfelder Stadtkirche in die Rolle der Demenz erkrankten Gundel schlüpft und wiederholt fragt „Wo der Horst nur bleibt? Da wird doch nichts passiert sein“, wird der Zuhörer in vielfältiger Weise emotional angesprochen. Dabei pendelt er in seinen Gefühlswelten zwischen Anteilnahme und Heiterkeit. Indem die Künstlerin verschiedene Erinnerungsfäden aus Gundels Leben, die zunächst unverständlich nebeneinander stehen, kunstvoll zusammen knüpft, zeichnet sie das Bild einer sehr liebevollen, alten Dame, die sich durch viel Elan und Humor auszeichnet. Damit erhält Petra Afonin der Betroffenen nicht nur ihre menschliche Würde, sondern erlaubt den Zuhörern den einen oder anderen befreienden Lacher. Aber auch mit den Angehörigen Demenzkranker kann sich die Kabarettistin nach jahrelangen Recherchen für ihr einmaliges Programm sehr gut identifizieren. Ob es die Forderung nach mehr gesellschaftlicher Akzeptanz oder der Wunsch nach einer gemeinsamen Freizeit ist, die Betroffenen finden sich in den nachdenklichen Versen und Chansons, einfühlsam von Susanne Hinkelbein am Klavier begleitet, verstanden und in sinnlicher Weise unterstützt.
Dem kulturellen Höhepunkt am Abend ging tagsüber ein intensives Forum im Altenzentrum Hospital voraus. Nach einem Grußwort der Ersten Kreisbeigeordneten Elke Künholz führte die im Bereich Gesundheits- und Pflegedienste erfahrene Beraterin Karla Kämmer mit einem sehr anregenden Impulsreferat in das schwierige Thema „Loslassen und Abschied nehmen in der Demenz“ ein. In den nachfolgenden Klein- und Großgruppen fand dazu nach den bewährten Prinzipien der Zukunftsakademie ein reger Austausch zwischen Betroffenen, Angehörigen und professionellen Helfern statt. Themenschwerpunkt waren unter anderem Lebensqualität in der letzten Lebensphase, Begleitung von sterbenden Menschen mit Demenz, welche Hilfen gibt es? In diesem Zusammenhang wurde neben der konkreten Beratung und dem gegenseitigem Verständnis auch betont, dass eine erfüllte Beziehung zu Demenzkranken bis ins Sterben hinein möglich ist und entsprechende Wege aufgezeichnet. Insofern konnte das Anliegen der Veranstalter umgesetzt werden, Zuversicht zu vermitteln und zu ermutigen, sich in vielfältiger Weise auf das Leben mit Demenz einzulassen.